Hofportrait (Quelle: Heimische Landwirtschaft vom 15.07.2024)


Alte Rassen, neue Ideen - So wird bei der Nutztier-Arche Eckartsberga die Idee vom Bauernhof zum Anfassen lebendig 


Als sich Theresia Schuster entschied, den kleinen Hof ihrer Eltern in der Heimat zu übernehmen, stand fest: Nur mit ganz viel Engagement, Fleiß und vor allem neuen Ideen lässt sich der historische Vierseithof im südlichen Sachsen-Anhalt erhalten. In die Landwirtschaft einzusteigen war für die junge Frau eine Herzensangelegenheit. Denn seit über 300 Jahren betreibt ihre Familie in Eckartsberga Landwirtschaft.


An diese Tradition wollte sie gemeinsam mit ihrem Mann Christian Skanda anknüpfen. Für die beiden stand von Anfang an fest: „Wir wollten immer einen Bauernhof zum Anfassen.“ Und dazu gehören natürlich Tiere. Von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen bis hin zu Enten, Gänsen, Hühnern und Kaninchen: Auf dem Hof haben sie alle ein Zuhause. In Eckartsberga gibt es aber nicht irgendwelche Tiere, sondern hier leben vor allem alte Nutztierrassen. Einige von ihnen wie die Thüringer Waldesel oder das Rauhwollige Pommersche Landschaf, stehen auf der so genannten Roten Liste gefährdeter Tierrassen. „Aber der Hof ist kein typischer Archehof“, betont Theresia Schuster und ergänzt: „Erhalten durch Nutzen, das ist unser Anspruch.“ Die alten Rassen zu erhalten und damit auch ein Stück landwirtschaftliche Traditionen zu bewahren, ist dem Paar wichtig. Aber sie schätzen auch die Eigenschaften der Tiere. So sei die Fleischqualität etwa beim Husumer Landschwein sehr hochwertig und bringe hervorragenden Geschmack, weiß Christian Skanda, der gelernter Fleischer ist und sich auf dem Hof unter anderem um die Wurst- und Fleischherstellung kümmert. Geschlachtet wird traditionell nach dem Verfahren der Hausschlachtung. „Für die Tiere bedeutet das sehr kurze Wege und vor allem haben sie so wenige Stress wie möglich“, betont Skanda und ergänzt: „Und das schmeckt man.“


Eine besondere Rolle haben die Ziegen auf dem Hof. Einmal wird die Herde, die aus Deutschen Edelziegen und Braunen Harzer Ziegen besteht, für die Zucht genutzt. Aber ganz nach dem Prinzip Erhalten durch Nutzen entsteht aus der Milch der Ziegen hochwertiger, handwerklich hergestellter Käse. Mehrmals pro Woche wird in der kleinen Hofkäserei frischer Ziegenkäse produziert. Genutzt wird die Hofkäserei allerdings nur vom Frühjahr bis zum Herbst. Denn dann kommen auf der Nutztier-Arche Eckartsberga die Lämmer zur Welt. Und nur dann gibt es auch Milch, die verarbeitet werden kann. Diesen natürlichen Rhythmus der Tiere zu respektieren, auch das ist Teil der Philosophie von Theresia Schuster und Christian Skanda.


Die Ziegen sind außerdem als lebende Rasenmäher im Einsatz. Sie weiden auf Wiesen und an Hängen und fressen dort Gras, Gebüsch und andere Pflanzen ab. So erhalten sie nicht nur natürliches Futter, sondern verhindern, dass die Landschaft überwuchert wird. Weil diese Form der ökologischen Rasenpflege auch von immer mehr Privatpersonen und Unternehmen nachgefragt wird, können die Ziegen der Nutztier-Arche Eckartsberga auch gemietet werden. Und wer keinen Rasen hat, aber dennoch die Ziegen hautnah erleben und den Hof besuchen will: Regelmäßig gibt es geführte Wanderungen mit Ziegen oder Eseln rund um Eckartsberga.


Zur Idee vom Bauernhof zum Anfassen gehört für Theresia Schuster und Christian Skanda auch die Direktvermarktung. Sie möchten möglichst all das, was auf dem Hof angebaut und hergestellt wird, direkt an ihre Kundinnen und Kunden verkaufen. In einem rund um die Uhr geöffneten Selbstbedienungs-Hofladen können frische Eier, Käse und Milchprodukte, saisonales Gemüse, selbst hergestelltes Rapsöl, Schafwolle als Gartendünger und viele weitere handwerklich produzierte Lebensmittel gekauft werden. Eine Erweiterung des Hofladens ist in Planung. Auch ein Hofcafé und Ferienwohnungen in Tiny Houses wären ein Traum, um das Angebot immer weiter auszubauen. Denn, was für die alten Nutztierrassen gilt, trifft auch auf den Hof selbst zu: Erhalten durch Nutzen gilt auch hier als Leitmotiv. „Wir möchten den Hof meiner Familie gern in die Zukunft führen. Das funktioniert nur, indem man alle Gebäude nutzt und neue Wege geht“, sagt Theresia Schuster.